Die Klimakrise: männlich?
Episode 31 – April 2022
Obwohl Frauen* weltweit stärker von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind, wächst das umweltpolitische Bewusstsein für die Querschnittsdimension Gender viel zu langsam. Dabei würde ein gendergerechter Klimakurs, der Für- und Vorsorge ins Zentrum stellt, die Lebensrealität aller Menschen verbessern, sagt die Gender- und Umweltexpertin Ulrike Röhr, die sich seit dreißig Jahren für die Anerkennung von Gender in nationaler und internationaler Umweltpolitik engagiert. Ein Ziel, für das Klimafeminist*innen weltweit kämpfen, wie auch die Aktivistin Lisi Kalera.
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Die Hintergrundinformationen zur Episode
Anpassung, Umstellung, Wandel – von Konsumgewohnheiten, von Verhaltensweisen und von Lebensstilen. Das verlangt die Klimakrise von uns allen, ganz besonders aber von denjenigen, die am meisten CO2 ausstoßen. Aktuell sind das laut Studien besonders männliche Personen im globalen Norden, deren treibstoff- und fleischintensiver Lebensstil das Klima am stärksten belastet. Gleichzeitig haben sie laut der Wissenschaft weniger Umweltbewusstsein und eine niedrigere Veränderungsbereitschaft als Frauen*. Das liegt nicht der Biologie, sondern an gesellschaftlichen Strukturen, sagt die deutsche Klima- und Gender-Expertin Ulrike Röhr vom Netzwerk GenderCC. Es sind unsere Sozialisierung und die dahinterstehenden Institutionen, die Rollenbilder und Verhaltensmuster prägen. Fürsorge und Anpassung gelten als weiblich, Nutzenmaximierung und Rücksichtslosigkeit als männlich. Wie Ulrike Röhr sagt, spiegeln sich diese Annahmen auch in der Klimapolitik, wo männliche Perspektiven nach wie vor stärker vertreten sind und sich markt- und technologieorientierte Lösungen durchsetzen. Außen vor bleiben dabei Suffizienz und Versorgung. Dagegen kämpfen Klimafeminist*innen weltweit mit ihren Lebensweisen und Lösungsansätzen. Sie engagieren sich dafür, dass Care für Mensch und Umwelt zum Zentrum unserer Gesellschaften wird. Ihr Kampf ist nicht ohne Risiko. Ganz besonders Aktivistinnen* an den Frontlinien des Klimawandels verteidigen sich und ihre Lebensräume oft gleichzeitig gegen patriarchale Klimapolitik und die Gewaltbereitschaft der Fossilindustrie. Wie sich Klimafeminist*innen weltweit unterstützen und mit anderen Gerechtigkeitsbewegungen verbünden können, beschäftigt die Schweizer Ökofeministin Lisi Kalera.