Ein Garten gegen den Stadtkollaps
Episode 19 – Juni 2020
Wir leben zunehmend auf einem urbanisierten Planeten. In den Städten dieser Welt wird sich entscheiden, ob wir unser Ziel – maximal 1.5°C globale Erhitzung – erreichen werden oder nicht. In Episode 19 werfen wir einen Blick auf Afrika wo die Städte in den kommenden Jahren (neben Asien) am schnellsten wachsen werden und wo die «urban poor» am verletzlichsten Gegenüber der Klimakrise sind. Ein Blick auf die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba zeigt: Städte für Millionen Menschen zu planen ist genauso eine technische, wie auch eine sozio-ökonomische Mammutaufgabe. Ein klimagerechter Städtebau ist auch einer, der zu weniger Ungleichheit und Armut führt. Und einer, in den sich die «urban poor» mit eigenen Lösungen einbringen können.
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Die Hintergrundinformationen zur Episode
Bis 2050 werden zusätzlich 2.5 Milliarden Menschen in Städten leben. Viele davon sind noch gar nicht gebaut. 90 Prozent dieses Wachstums finden in Asien und Afrika statt. Auf denjenigen Kontinenten also, wo laut Klima-Risiko-Index der NGO «Germanwatch» die meisten Menschen 2019 unter Extremwetterereignissen gelitten haben und die Risiken am höchsten sind. Besonders betroffen sind die «urban poor»; Bewohner*innen von informellen Siedlungen, die keine Resilienz haben, um sich vor den Auswirkungen der Klimakrise zu schützen. Heute leben laut UN Habitat 880 Mio Menschen in solchen Siedlungen, die wir oft einfach Slums nennen. Auch Expert*innen des IPCC haben in ihrem letzten Bericht darauf hingewiesen, dass den informellen Siedlungen im Globalen Süden bei der Adaption an die Klimakrise eine Schlüsselrolle zukommt.
Wir haben uns gefragt: Wie funktioniert Stadtentwicklung nicht nur für die Reichen, sondern auch für die urban poor? Welche Verantwortung haben reiche Länder, wie die Schweiz, für die Adaption von Städten des Globalen Südens, deren Bewohner*innen am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, aber heute bereits am stärksten davon betroffen sind? Welche Reformen braucht es in den Städten selbst, damit Stadtenwicklung klimaresilient wird? Darüber sprechen wir mit Susan Parnell, Städteforscherin an der Universität Bristol und Mitgründerin des «African Centre for Cities» in Kapstadt.
Zudem nehmen wir euch in Episode 19 mit in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba, die u.a. durch Land-Stadt-Migration aufgrund von Wassermangel, Erosion und Extremwetter innert wenigen Jahrzehnten auf über 4 Millionen Menschen angewachsen ist. Und bis 2030 solle es bereits 8 Millionen sein. Im Zentrum werden von chinesischen Baufirmen Hochhäuser für die Reichen hochgezogen, während sich an der Peripherie informelle Siedlungen und Sozialbauten in die Landschaft fressen. Grünflächen und öffentlicher Raum werden immer rarer. Aber es gibt auch Widerstand in Addis Abeba: Zum Beispiel vom «Zoma Museum», einem zivilgesellschaftlichen Projekt, das eine alternative Stadtentwicklung vorlebt und traditionelle Baumaterialien und -techniken für das 21. Jahrhundert transformieren will. Wir waren vor Ort und haben mit der Gründerin Meskerem Assegued gesprochen. Schliesslich kehren wir im Cosntructive-Teil wieder zurück in die Schweiz und schauen, welche Formen der Städteplanung «von unten» bei uns gelebt werden und wie wir alle Teil davon werden können.