Exodus - Von Kalifornien ins All. Und warum das ungerecht ist, mit Adrian Daub.
Episode 34 – August 2022
In dieser Episode verorten und befragen wir die Erzählung von der technischen Lösbarkeit der Klimakrise: Wir sprechen mit dem Literaturwissenschaftler Adrian Daub über kalifornisches Denken, die anti-demokratischen Gesellschaftsvorstellungen eines Elon Musk und über den Notfallplan der Milliardäre, wenn die Erde endgültig zu heiß wird - über ihre Fantasien vom multiplanetaren Leben im All. In unserem Alltag sind ihre Produkte und Dienstleistungen überall integriert - die Elektroautos und Solaranlagen von Elon Musk, all die Dinge, die wir über das Amazon eines Jeff Bezos geschickt bekommen - das die beiden Männer aber auch ein gemeinsamer Plan vom Leben jenseits der Erde eint - das fällt dabei häufig unter den Tisch. Dabei offenbart sich im elitären Plan von der Rettung der Menschheit durch die Besiedelung des Weltraums die Doppelzüngigkeit der vermeintlich weltverbessernden Ideen der Tech-Unternehmen. Das Vertrauen, dass sich die Klimakatastrophe mit Erfindungen verhindern lässt: das scheint nicht groß genug, um nicht auch noch einen Plan B für die Milliardärsklasse mit in Petto zu haben - und das Leben auf dem Mars für die wenigsten, die sich das leisten können mit großem Aufwand und Ressourceneinsatz vorzubereiten.
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Die Hintergrundinformationen zur Episode
Mit Adrian Daub gehen wir in dieser Gesprächsepisode den Ideologien und Vorstellungen nach, die hinter den Ideen der Tech-Milliardäre stehen - die sich oft unter einer Kalifornischen Ideologie zusammenfassen lassen, in der der Staat immer ein Problem und private Erfindungen immer die Lösung sind. Und die selten von einem demokratischen Anspruch geprägt sind, die Vorzüge und Lösungen von Erfindungen einer breiten Mehrheit der Gesellschaft zugute kommen zu lassen - sondern vor allem denen, die sie sich leisten können. Adrian Daub weist uns dazu im Gespräch auf das Konzept des Longtermism hin - nicht der Schutz der hier und heute lebenden Menschen ist das Ziel der Anstrengungen dieser Tech-Elite, sondern das Überleben einer abstrakt gedachten Menschheit an sich. Solange Gedanken einzelner Individuen oder einzelne Personen selbst irgendwo weiterhin existieren - gibt es die Menschheit an sich. Solange ein Elon Musk oder Jeff Bezos in fünfzig Jahren auf dem Mars noch lebt - überlegt also auch die Menschheit. Eine Denkfigur, die es leicht macht, über Ungerechtigkeit und Gewalt hinwegzusehen - und ein Denken, das aus klimagerechter Perspektive unhaltbar ist - lenkt es doch gerade davon ab, Verantwortung für die eigenen Privilegien zu übernehmen und dort den Alltag zu ändern, wo er am klimaschädlichsten ist: in Kalifornien, in den USA - und natürlich in Europa.