Kann Kunst Klima? Zwischen Aktivismus und Kommerz
Episode 25 – Dezember 2021
Vor zwei Wochen fand im schottischen Glasgow die COP26 statt. Neben Politiker:innen, Lobbyist:innen und Aktivist:innen waren wie jedes Mal auch tausende Kreative vor Ort, die sich mit medienwirksamen Kunstprojekten zum Gipfel positionierten. Seit Beginn der internationalen Klimaverhandlungen explodiert das begleitende Klimakulturprogramm, gestemmt von Kunstwelt und Zivilgesellschaft, gefördert durch Stiftungen, teils auch durch klimaschädliche Konzerne. Episode 25 klärt, wie zerstörerische Unternehmen spektakuläre Kunstwerke als PR-Tools benutzen. Und sie zeigt Kunst, die sich nicht vereinnahmen lässt, sondern Verantwortlichkeiten in der Klimakrise sichtbar macht und sich für umweltgerechten Wandel einsetzt. Kunst kann Klima - wenn sie frei ist.
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Die Hintergrundinformationen zur Episode
Grönlandeis schmilzt auf dem Vorplatz der Klimaverhandlungen. Ein Bus mit Greenwashing-Ausstellung parkt direkt vor der Shell-Zentrale. Die Luftqualitäten globaler Metropolen füllen Kuppelzelte am Rande der internationalen Politkonferenz. All das machen Kunstwerke möglich, die während vergangener Klimaverhandlungen in Paris und Glasgow im Stadtraum zu sehen waren, wo sie zum Verstehen, Umdenken und Handeln anregten.
Diese Klimakunst sucht offensiv die Nähe zur Bewegung und zum politischen Parkett. Zwar forderten Künstler:innen lange: L’art pour l’art, nicht im Dienst politischer Agenden. Doch angesichts der allumfassenden Klimakrise positionieren sich aus Überzeugung immer mehr Kreative laut und sichtbar, insbesondere während der Klimagipfel. Gleichzeitig werden grüne Ausstellungen, Installationen und Aktionen zunehmend von klimaschädlichen Konzernen gefördert, die Kunst als Greenwashing-Werkzeug entdeckt haben.
Klimakunst kann die verschiedensten Positionen zur Klimakrise stärken, kann Umweltzerstörung verschleiern oder offenlegen, kann Teil der Lösung oder des Problems sein. Folge 25 von Treibhaus betrachtet die ganze Palette der Klimakünste. Die Berliner Kunst- und Kulturwissenschaftlerin Dr.Linn Burchert, die an der Humboldt-Universität Berlin seit 2020 zur Geschichte der Klimagipfelkunst forscht, erklärt schmutzige Sponsoringstrukturen. Die New Yorker Künstlerin Aviva Rahmani berichtet von ihrer aktivistisch-künstlerischen Praxis und begründet, warum sie ihre Arbeit nicht bei der diesjährigen COP zeigte. Die Basler Kulturschaffende Barbara Ellenberger erzählt, wie sie mit dem KlimaKontor lokal und nachhaltig die Verbindung von Kunst, Klima und Aktivismus fördert. Von ihnen lernen wir: Kunst kann Klima - wenn sie sich aus Abhängigkeiten, Traditionen und Sparten befreit und sich genauso grundlegend wandelt, wie auch alle anderen Bereiche unserer Lebenswelt es in der Transformation müssen. Und: Klima kann auch Kunst. Nicht nur Kunstschaffende, wir alle können die kreativen Strategien und Mittel nutzen, von denen die Episode 25 erzählt und die Artivismus-Datenbank Actipedia noch viele mehr bereithält.