Süchtig nach Fleisch (wie nach Öl)
Episode 26 – Januar 2022
Wie wir es auch drehen und wenden: Fleisch ist nicht gut fürs Klima. Weil die Fleischproduktion viel Fläche braucht, weil Tiere viel Futter benötigen, weil für dieses Futter viel Regenwald vernichtet wird, weil vor allem Rinder viel Treibhausgas produzieren. Manche Berechnungen sagen, dass der Fleischkonsum so schädlich fürs Klima ist, wie die ganze weltweite Mobilität, also Flugverkehr, Autoverkehr, Schiffsverkehr zusammen. Dennoch steigt der Fleischkonsum weltweit an - warum dieser Trend radikal gebrochen werden muss, erklärt die Nachhaltigkeitsforscherin Minna Kanerva, die in ihrem neuen Buch «The New Meatways and Sustainability» Wege vorschlägt, um aus der Fleischfalle herauszukommen. Nicht nur mit Verzicht, sondern indem wir anders zum Thema Fleisch zu denken beginnen, und indem wir aufhören, süchtig nach Fleisch zu sein.
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Die Hintergrundinformationen zur Episode
Wer Fleisch isst, sagt die Nachhaltigkeitsforscherin Minna Kanerva, befindet sich in einem Zustand der kognitiven Dissonanz; denn er oder sie verdrängt den Umstand, dass ein Tier getötet werden musste, damit Fleisch auf den Teller kommt. Noch weniger bewusst ist vielen Menschen, wie gross der Schaden ist, den Fleisch im globalen Klimasystem anrichtet. Das liegt auch daran, sagt Minna Kanerva, dass die Fleischindustrie mit immer neuen Zahlen die Klimafolgen der Branche zu relativieren versucht, was bei den Konsument:innen zu Gleichgültigkeit oder Verunsicherung führt. Dabei zeigen alle Zahlen, dass nur schon die Rinderzucht die weltweit grösste Quelle des klimaschädlichen Methan ist, dass pro Jahr mindestens 10’000 Quadratkilometer Wald allein im Amazonas für Weideland und Futtermittelanbau abgeholzt werden, dass der Wasserverbrauch für die Fleischherstellung enorm ist, von den Auswirkungen der Pestizide, der Antibiotika und vielen Zusatzstoffen mehr, vom Tierleid und den Arbeitsbedingungen in den Grossmetzgereien einmal abgesehen. Die Parallelen zum Öl, sagt Minna Kanerva, sind dabei augenfällig - wir haben fossile Energien genauso unbesehen verbraucht, obwohl wir um ihre Schädlichkeit lange schon wussten; erst jetzt setzt in Sachen fossile Energien ein Umdenken ein, möglicherweise zu spät. Und genau so werde es auch beim Fleisch kommen, entweder «durch bewusstes Handeln, oder durch eine Katastrophe»; besser sei es jedenfalls, jetzt schon die Weichen zu stellen. Indem wir höchstens einmal die Woche Fleisch essen, indem wir neue Fleischprodukte kaufen, die auf pflanzlicher Basis hergestellt werden; denn die notwendigen Proteine liessen sich auch anders bekommen, als durch ein Stück Fleisch auf dem Teller.