Warum Wasserstoff, warum nicht
Episode 11 – September 2020
Überall wird Wasserstoff propagiert, in den letzten Monaten. Die EU lanciert ein milliardenschweres Programm zur Förderung von Wasserstoff, auch die deutsche Regierung will Wasserstoff propagieren, und in der Schweiz bilden sich Konsortien, die Wasserstoff als Energieträger der Zukunft sehen. Was steckt hinter diesem Hype, und - ist es mehr als ein Hype? Diesen Fragen gehen wir nach, mit einer kleinen Chemielektion, mit Analysen zur Effizienz von Wasserstoff, und in Gesprächen mit Christian Bach, der sich an der EMPA intensiv mit Wasserstoff beschäftigt, sowie mit Daniela Decurtins, Direktorin von Gazenergie. Und ja - mit ein paar grundsätzlichen Gedanken zur Verführung durch das Bild vom Wasserdampf, der «hinten rauskommt».
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Die Hintergrundinformationen zur Episode
Wasserstoff hat uns irritiert, weil das Thema mit einem Mal an die Öffentlichkeit kam. Die Wasserstoff-Initiative der Europäischen Union, die Vorstösse auch der deutschen Regierung in Sachen Wasserstoff, haben in den Medien eine wahre Euphorie ausgelöst, und neuerdings wirbt auch die Schweizer Gaswirtschaft mit Wasserstoff. Wasserstoff wird dabei immer wieder als «emissionsfreie Energie» bezeichnet, dabei geht vergessen, dass die Herstellung von Wasserstoff sehr viel Energie braucht, und dass die Effizienz auch von Brennstoffzellen im Vergleich zum Einsatz von Elektrizität sehr gering ist. Vergessen geht auch, dass zur Zeit noch viel zu wenig erneuerbare Energien zur Verfügung stehen, um in grossen Mengen «grünen» Wasserstoff herzustellen, der WWF hat berechnet, dass die Schweiz 262 Jahre braucht, um ihr Soll an Solarenergie zu erfüllen, wenn sie im selben Rhythmus weitermacht wie bisher. Nicht berücksichtigt wird auch, dass vor allem eine Industrie grosses Interesse hat an Wasserstoff: die Erdölindustrie. Denn sie will Wasserstoff aus Erdgas gewinnen und gibt vor, dass das viele CO2, das dabei entsteht, irgendwo unter der Erde sequestriert werden kann. Aber dafür fehlen schlicht die Lager, es fehlt an einer günstigen, breit anwendbaren Technologie, um CO2 sicher zu sequestrieren. Und tatsächlich investieren Shell, BP, Total und Co noch immer 99 Prozent ihres Geldes in Erdöl und Erdgas, wie eine kürzliche Studie von «Oil Change International» zeigt.